LRV Stegausbilder-Lehrgang 2019 beim Marbacher Ruderverein von 1920 e.V.
Breitensport 12. April 2019
Stegausbilder-Lehrgang des LRV BW beim Marbacher Ruderverein
Marbach, 06.04.2019
„Die Ruderbewegung ist eine runde, flüssige Bewegung. Rudern lernt man nicht, indem man auf dem Ruderergometer sitzt oder die Bewegung in einzelnen Schritten oder Positionen an Land übt.“ Achtzehn Teilnehmer aus fünf Rudervereinen waren beim Stegausbilder-Lehrgang in Marbach Anfang April und machten zuerst einen Ausflug in die Vergangenheit. Dr. Wolfgang Fritsch – verantwortlich für das Ressort Bildung im Landesruderverband – zeigte wie vor 100 Jahren Rudern gelehrt wurde und wie der Weg über Teilbewegungen in militärischer Ordnung über das „natürliche Rudern“ und Karl Adam zu der Ruderausbildung von heute geführt hat.
Rudern lernt man durch Selbstorganisation und Raum für Versuche – nur so kann sich eine Bewegung herausbilden, welche für den Ruderer die persönlich ökonomischste Art der Bewältigung der gestellten Aufgabe darstellt. Dass dabei ein Mindestmaß an physikalischen Grundvoraussetzungen beachtet werden muss, ist keine Frage. Doch eine Bootseinstellung, die für einen 24jährigen Olympiasieger richtig ist, wird nicht für den 55jährigen Wanderruderer oder die 35jährige Anfängerin gelten. Und eine Rudertechnik, die zum WM-Titel führt, wird nicht die Technik sein, mit der sechs Stunden Wanderfahrt bewältigt werden.
Und dennoch: Raus aus der Wohlfühlzone! Wer immer nur in der gleichen Bootsgattung, evtl. auch mit der gleichen Mannschaft mit dem gleichen Tempo und über die gleiche Strecke rudert, wird in seiner Entwicklung stagnieren. Die Lösung: vom Zweier in der Achter, vom Skullen zum Riemenrudern, von der immer gleichen Hausstrecke auf Wanderfahrt und von der konstanten Schlagzahl zu Trainingsprogrammen und Übungen, die Abwechslung ins Training bringen. Beim Stegausbilder-Lehrgang blieb es nicht bei der Theorie, sondern es ging aufs Wasser. Gute Vorsätze wurden umgesetzt, z.B. kann im Gig-Vierer das Riemen ohne Probleme mit Ruderern geübt werden, auch wenn diese noch nie zuvor einen Riemen in der Hand hatten. Von der Gig ging es ins Rennboot und vom Einer in einen Renn-Riemenvierer. Fritsch nahm sich ein Boot nach dem anderen vor und holte die Ruderer aus ihrer Wohlfühlzone. Was passiert, wenn man in der Gig die Skulls loslässt: nichts! Was passiert, wenn man die Hände abwechseln mit den Skulls in die Höhe nimmt: es schaukelt! Was passiert, wenn man im Skullboot ein Skull loslässt und mit dem anderen riemt? Nichts – außer, dass es Spaß macht.
Videoaufnahmen und die anschließende Analyse der Ruderer rundeten den Lehrgang ab. Für viele war es das erste Mal, dass sie sich beim Rudern selbst beobachten konnten. Was im Rennrudern selbstverständlich ist, ist im Breitensport immer noch die Ausnahme. Sicherlich ein Grund, warum die Master-Lehrgänge, die Fritsch seit 2018 im LRV anbietet, sich großer Beliebtheit erfreuen. Jeder Sportler möchte sich gemäß seinem eigenen Ziel weiterentwickeln, dies sollte von den Vereinen auch gefördert werden.
Heike Breitenbücher
Marbacher Ruderverein von 1920 e.V.