DJM 2022 – Doppeltes Gold für Marbacher Ruderer
Leistungssport 28. Juni 2022
Köln, 26.06.2022 Jannik Metzger und David Keefer holen auf der Deutschen U23 Meisterschaft in Köln Gold im Achter, Nicolai Keefer kommt mit dem leichten Schwaben-Vierer auf das oberste Treppchen am Fühlinger See.
Ein Feuerwerk der Glücksgefühle zündeten die Marbacher Ruderer am Wochenende auf dem Fühlinger See in Köln für ihre Fangemeinschaft auf der Tribüne. Der U23 Achter – vom Kommentator liebevoll mit der „kleine Deutschland-Achter“ betitelt, gewann in einem kraftvollen Start-Ziel-Sieg in dessen Rennverlauf keine Fragen offenblieben. Auch wenn das grüne Schiff sich auf den ersten 750 Metern gegen den zweiten U23 Achter aus dem Bundesstützpunkt Dortmund zur Wehr setzen musste, so überzeugte die Physis der Ruderer spätestens auf der zweiten Streckenhälfte. Während Jannik Metzger sich schon im Vorfeld für die Nationalmannschaft und somit für die Weltmeisterschaft Ende Juli in Varese/Italien qualifiziert hatte, musste sein Marbacher Mannschaftskamerad Keefer noch eine „solide“ Leistung zeigen, um an das Thema „Ausfall von Leistungsüberprüfungen aufgrund einer Corona-Infektion“ einen Schlusspunkt zu setzen. Die Leistung war grundsolide und so stand auch für David Keefer der Nominierung für die Weltmeisterschaft 2022 nichts mehr im Wege.
Überraschungs-Gold holte der Jüngere der Keefer Brüder, Nicolai, mit dem „leichten Schwaben-Vierer“, einer Renngemeinschaft des Marbachers mit Ruderern aus den beiden Stuttgartern Rudervereinen, der bereits auf der internationalen Regatta in Ratzeburg Anfang Juni für hörbare Verwunderung des Regattasprechers gesorgt hatte. Auch im Vorfeld zu der Deutschen U23 Meisterschaft hatten die vier Ruderer wieder einmal für Spannung gesorgt: so musste sich auch dieses Mal ein positiver Corona-Test bis zum Meisterschaftsstart auf negativ stellen und Symptome beim Ruderer ausbleiben. Spannend dann auch das Rennen im Finale. Vom Start weg führte das Schwaben-Boot bis zur Streckenhälfte bei 1000m vor dem zweitplatzierten um einen knappen Bugkasten. Genau in der Mitte kam die Konkurrenz stark auf und zog vorbei, um bei 1500m nochmals über einen Spurt das Rennen vorzeitig für sich entscheiden zu wollen. Die Schwaben nahmen ihr Herz in die Hand und zündeten 400 Meter vor der Ziellinie den Turbo. 400 Meter, auf denen das Laktat die Muskeln jederzeit ausknocken kann, führten zu Gold auf der Deutschen U23 Meisterschaft und auf das oberste Treppchen.
Interview mit David Keefer nach seiner WM-Nominierung – das Gespräch führte Heike Breitenbücher vom Marbacher Ruderverein.
Darf ich fragen, wie der gestrige Abend verlief, nachdem die Nominierung zur Weltmeisterschaft für Dich feststand?
Ja, es gab eine Party! Tatsächlich aber hielt sie sich im Rahmen, immerhin müssen wir alle in fünf Wochen topfit sein. Für mich war es aber ein unglaublich befreiter Abend, nachdem das Thema Krankheit alles ständig ins Ungewisse gezogen hat. War eine gute Nacht!
Du musstest im Achter „eine solide Leistung“ zeigen, um die endgültige Nominierung zu bekommen. Wie sicher war dieser Start-Ziel-Sieg?
Eine hundert prozentige Sicherheit gibt es im Sport nicht. Wir waren physisch sicher deutlich in der Favoritenrolle, aber letztendlich muss man dann das Rennen auch fahren. Am Ende war der Sieg deutlich und hat bestätigt, was der Bundestrainer von uns erwartet hat.
Du hast am Anfang das Thema Krankheit erwähnt, durch die Deine Nominierung bis heute noch unsicher war? Wie läuft so eine Qualifizierung zur WM?
Die Nominierung hat ihre eigenen Kriterien und Pflichtveranstaltungen. So konnte ich eine einigermaßen gute Rangliste in Krefeld fahren, einen sehr guten Ergotest abliefern und genau vor der verpflichtenden zweiten Rangliste in Hamburg war plötzlich die Hälfte der Mannschaft in Dortmund Corona-positiv – ich auch. So war ich bis heute nicht nominiert.
Jetzt hast Du Deine Nominierung sicher. Glückwunsch aus Marbach und aus Baden-Württemberg! Wie sehen Deine nächsten fünf Wochen aus?
Es geht bereits übermorgen am Dienstag mit zehn Trainingstagen am Bundesstützpunkt in Dortmund für alle Riemenruderer los. Danach trifft sich die komplette U23 Nationalmannschaft an der Olympiastrecke in München für zweieinhalb Wochen gemeinsames Training, um dann auch gemeinsam noch eine Woche in Varese, Italien vor Ort zu trainieren.
Dein Marbacher Mannschaftkamerad Jannik Metzger, der seine Nominierung schon etwas früher sicher hatte, hat mir vom Training mit dem legendären Achter-Steuermann Martin Sauer berichtet. Wie war das für Dich?
Der Mann hat mit dem Deutschlandachter 2012 Gold bei Olympia in London geholt und war sechs Mal bei Weltmeister-Titeln an den Steuerseilen. Wir hatten unglaublich Respekt und das zu Recht. Sauer fordert einem als Ruderer alles an Technik und Engagement ab. Akribisch arbeitet er sich mit der Mannschaft durch die Trainingseinheit und spricht diese auch mental an. Wir hatten zwei Einheiten mit Martin Sauer, die uns alle stark beeindruckt haben.
Die Tribüne hat bei Eurem Sieg gebebt, es war eine stolze Zahl an Marbacher Fangemeinde gekommen, um Euch zu sehen und dann auch zu feiern!
Ja, es kamen schon jede Menge Glückwünsche aus der Runde der Vereinskameraden. So ein Tross habe ich noch nie erlebt, die jüngeren Vereinskameraden, der Sportvorsitzende, Eltern und Fans waren da, um uns anzufeuern. Aber auch aus Marbach kamen Mail und Textnachrichten sowie die Info, dass es das erste U23 Gold seit 1984 für den MRV ist – das macht uns stolz! Dass nun gleich zwei Marbacher zur WM fahren und mein kleiner Bruder ebenfalls Gold geholt hat, ist der Knaller.
Jannik und Du, Ihr seid in Eurem letzten U23 Jahr. Gibt es den Angriff auf die A-Klasse und damit auf den nächsten Olympiazyklus?
Ja, definitiv.
Ein paar Worte zum Schluss?
Geiles Wochenende! Erleichterung, Freude und viel Dankbarkeit an meinen Heimatverein mit seiner top Unterstützung durch die Truppe hier vor Ort und dem Vorstand und den Mitgliedern daheim in Marbach, die uns fördern und feiern!
Text: Heike Breitenbücher
Fotos: privat MRV