FSG-MRV-Achter in Basel am Start mit dem Deutschlandachter

Schulrudern   24. November 2016  

108 Achter sind beim BaselHead 2016 am Start. Wie auf einer Perlenkette aufgereiht starten alle Achter in einem Abstand von 30 Sekunden hintereinander weg und nehmen die Verfolgung auf das erstgestartete Boot – den Favoriten und Gewinner des letzten Jahres – auf. Im Männer-Elite-Feld treibt das Schweizer Nationalteam als Erste ihren Achter auf Streckenschlag hoch und wird sogleich verfolgt vom Deutschland-Achter mit Steuermann Martin Sauer. Die Spannung steigt. Inzwischen geht auch das Boot 2 des Deutschlandteams über die Startlinie, kurz danach spurtet die niederländische Nationalmannschaft los und nimmt die Verfolgung auf.

Doch wäre diese Aufstellung der teilnehmenden, sportlich relevanten Mannschaften nicht komplett, würde man den FSG-MRV-Achter außer Betracht lassen, der sich mitten in Basel auf dem Rhein der prominenten Konkurrenz stellt und so schnell wie möglich die 6,4-Kilometer-Strecke mit Wende zu bewältigen versuchen wird. Immerhin hat diese Mannschaft auch schon nationale Erfolge zu verbuchen. Der FSG-Achter hatte bereits 2015 bei Jugend trainiert für Olympia in Berlin den zweiten Platz geholt und ist in diesem Jahr mit einem vierten Platz nur knapp an einem Podestplatz beim Bundesfinale vorbeigeschrammt. Die Mannschaft besteht aus Schülern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Marbach, die sowohl von FSG-Ruderlehrer Holger Knauf trainiert werden, aber auch zum größten Teil der Rennrudergruppe des Marbacher Rudervereins angehören und von Heike Breitenbücher sowie im Nachwuchskader des Landesruderverbandes trainiert und gefördert werden.

Gegen 13.00 Uhr steigt die Spannung am Ufer des Rheins mitten im Herzen Basels. Die Achter gehen über 3 Pontons zu Wasser. Jeder Achter hat seinen Ponton und seine minutengenaue Ablegezeit zugewiesen bekommen und jeder Handgriff muss jetzt sitzen. Die Steuerleute sind im vollen Einsatz und geben Kommandos, wie das 17 Meter lange Boot sicher und ohne Schaden über die steilen Treppen des Rheinufers an den Bäumen und Bänken vorbei in Richtung Steg hinunterbefördert wird. Den Steuerleuten kommt an diesem Tag eine besondere Bedeutung zu. Sie mussten sich zuvor über einen Online-Kurs die Strecke einprägen und die Durchfahrten und Pfeiler der verschiedenen Rheinbrücken auswendig lernen. Jeder Steuerfehler auf dieser anspruchsvollen Strecke würde zu einer Zeitstrafe, bei einem Manövrierfehler allerdings höchstwahrscheinlich zu einem Bootstotalschaden führen. Michael Breitenbücher hat diese Aufgabe übernommen und gibt im Regattabüro seine Unterschrift zur Bestätigung der Kenntnis der Strecke, der Überholmanöver und die Verpflichtung zur Fairness ab. Als durchtrainierter Rennruderer hat er zwar 20 Kilogramm Gewicht mehr als für Steuerleute erwünscht, aber an diesem Tag sind alle dankbar, dass er das Kommando über das Boot übernehmen wird. Inzwischen scheinen die Strömung, der Wind und die Verwirbelungen im Rhein an den Brückenpfeilern noch einmal zugenommen zu haben, und die Ruderer und Trainer schauen besorgt auf das Wasser.

Das Marbacher Mannschaft geht zu Wasser und sofort ergreift die Strömung das Boot und treibt es flussabwärts. Michael Breitenbücher gibt in Ruhe die Kommandos, steuert das Boot in die Reihe der Achter und kurz darauf erfolgt der Befehl zum Anstellen und Start. Im Marbacher Boot sitzen der Schlagmann David Keefer, auf Schlagübernahme sein Zweierpartner Jannik Metzger – beide sind erfahrene Ruderer, die im letzten Jahr im Finale der Deutschen Jugendmeisterschaften standen. Dahinter kommen im „Maschinenraum“ des Bootes Paul Weigelt, Kornelius Mistele, Louis Tafelmaier und Johannes Baier, auch diese vier sind keine Unbekannten im Landesruderverband und haben schon einiges an Regattaerfahrung gesammelt. Dass man auch mit reinem Schulrudern bei großen Regatten mitmischen kann, zeigen Lars Orth und Nick Mildenberger, die den Achter komplettieren und der hohen Schlagzahl von David Keefer Folge leisten. Im Schnitt 2 Jahre jünger als die U19-Konkurrenz erreicht das Marbacher Boot am Ende einen soliden zehnten Platz in der Juniorenwertung und kommt in der Gesamtwertung auf Platz 43 – 5:19 Minuten nach dem Deutschland-Achter, der an diesem Tag den Streckenrekord in Basel neu definierte und bereits nach 18:48,84 Minuten das Ziel durchpflügte.

Beim Anlegen und Aussteigen der Mannschaft zeigt sich an den Gesichtern der Ruderer, was ihnen diese Strecke abverlangt hat. Schlagmann David Keefer hatte immer wieder von neuem versucht, die Schlagzahl gegen Wind und Strömung nach oben zu drücken und hatte dafür alles gegeben. Dennoch sind sich Ruderer, Steuermann, Marbacher Fan und Mannschaftsfotografin Antonia Wuerich, FSG-Trainer und Lehrer Holger Knauf und auch die MRV-Trainerin Heike Breitenbücher einig, dass dies nicht die letzte Teilnahme des FSG-Achters in Basel bleiben wird, dass die Kooperation Schule-Verein konkurrenzfähige Mannschaften hervorbringt und dass es ein Erlebnis der besonderen Art ist, mit dem Deutschlandachter und weiteren Nationalmannschaften in einem gemeinsamen Rennen an den Start zu gehen.