Kräftezehrende Wanderfahrt nach Plochingen

Wanderrudern   19. September 2020  

Ende Juli fand eine recht spontane Wanderfahrt nach Plochingen und zurück statt.

Für die ca. 90 km sind drei Tage vorgesehen. 30 km pro Tag sind eigentlich nicht viel, doch hat die Sache einen Haken: 18 Schleusen und Temperaturen jenseits der 35 °C-Marke machen die Fahrt zu einer schweißtreibenden tagesfüllenden Angelegenheit.

Zum Glück zeigen sich die Schleusen kooperativ und es gibt kaum Schiffsverkehr. Umtragen wäre unter diesen Bedingungen kein Vergnügen. Dennoch meutert dann gleich am ersten Tag in Obertürkheim die Mannschaft nach nur 35 km – auch mit viel Zureden lässt sie sich nicht zum Weiterrudern bis Esslingen bewegen.

Am Samstag geht es dann mit neuer Mannschaft weiter, vielleicht ist mit dieser ja mehr zu reißen als am Vortag. In Plochingen, bei etwa Kilometer 203 endet die Bundeswasserstraße Neckar. Wir wagen uns trotzdem noch ein Stück weiter: Die Filsmündung lassen wir links liegen und bleiben auf dem Neckar, die Fils sieht nicht so aus, als könne man sie berudern. In Schleichfahrt fährt das Boot weiter neckaraufwärts, das Boot schlängelt sich zwischen spitzen Steinen durch das nur noch knietiefe Wasser. Lange freilich währt auch dies nicht – bereits kurz nach Plochingen (die Kilometrierung hat längst aufgehört) versperrt eine Schwelle über die ganze Breite den Fluss. Nur mit Treideln wäre hier ein Weiterkommen möglich. Da die Zeit drängt (wir wollen bis Untertürkheim oder vielleicht sogar bis Cannstatt zurück), kehren wir um. In Plochingen wird das Boot von vielen Passanten bestaunt, Ruderer scheint man hier nicht sehr häufig zu Gesicht zu bekommen.

Sonntag: Erneut drängt die Zeit. Um 16:00 Uhr schließen die Schleusen, daher wird die Rückfahrt eher sportlich als eine typische Wanderfahrt. Die Mannschaft nimmt es gelassen. In Cannstatt fahren wir unter der neuen Eisenbahnbrücke von Stuttgart 21 hindurch, gleich dahinter besteigen gerade die ersten Passagiere das Ausflugsschiff „Wilhelma“, das sich offenbar zum Ablegen bereit macht – kein gutes Zeichen, wenn man als Ruderboot demnächst geschleust werden möchte. In Hofen geht noch alles gut, in Aldingen jedoch stellt man uns vor die Wahl: Entweder rechtzeitig mit dem Ausflugsschiff vor Ort sein oder eben eine halbe bis drei viertel Stunde warten (Die Bootsschleppe ist wegen der Schleusensanierung nicht benutzbar). Wir legen uns ins Zeug (genauer: in die Ruder) und müssen vor der Schleuse dann doch 10 Minuten warten bis das Schiff endlich kommt.

Wir machen Mittag im Ruderverein in Neckarrems – etwas zu ausgiebig, denn die restliche Strecke heißt es noch einmal stramm durchrudern, um auch noch in Marbach geschleust zu werden.

Alles in allem eine gelungene Fahrt, die in dieser Form jedoch so nur mit einer zielbewussten Mannschaft möglich war.

Frank Hofmann